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Montag – bewegte Nächte

 

Die bewegten Nächte scheinen zu meinem neuen Lebensabschnitt zu gehören. Schon zum zweiten Mal diese Nacht sitze ich am Computer. Das erste Mal vor Mitternacht, um meinen Eintrag vom Sonntag zu vollenden. Das zweite Mal jetzt um ein Viertel nach zwei Uhr. Da Gott weder schlummert noch schläft, mutet Er mir offenbar einiges zu.

 

Auf den Knien kommt mir die Wurzel in den Sinn. Die Wurzel trägt mich, nicht ich die Wurzel. Könnte das bedeuten, dass ich den umgekehrten Weg gehen muss, den Petrus zu gehen hatte? In einer Vision setzte ihm Gott unreine Meerestiere zum Essen vor und Petrus war ganz entsetzt. Etwas Ähnliches fühle ich jetzt, nur umgekehrt. Muss ich lernen unrein und rein genau zu unterscheiden? Die Paraschah (Wochenlesung aus der Torah) vom nächsten Schabat handelt davon. Die Priester mussten genaue Vorschriften einhalten. Nachkommen Arons mit Körpergebrechen durften sich nicht am Opferdienst beteiligen. Nur makellose Tiere durften geopfert werden. Muss ich als Erstes nach dem Aufstehen am Morgen die Hände mit Wasser übergießen? Vor dem Essen meine Hände rituell waschen? Ich weiß es nicht. Was ich bis jetzt gemerkt habe ist, dass mich Gott gnädig führt und mich nicht überfordert. Auf Seine Weisungen will ich genau achten.

 

 

Später am Morgen versuche ich mir eine Antwort auf meine eigenen Fragen zu geben. Klar ist für mich, dass die von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, überlieferten Worte zentrale Autorität für mich haben. Auf die Frage warum seine Jünger die Hände vor dem Essen nicht wuschen gab er zur Antwort, dass nicht das was in den Menschen hineingeht diesen verunreinigt, sondern das was aus seinem Herzen kommt. (Matthäus 15,16-20) Trotzdem will ich in Zukunft im Speisesaal meine Hände vor dem Essen wieder rituell waschen, damit ich meinen jüdischen Brüdern und Schwestern nicht Anlass zum Anstoß bin.

 

 

Zum heutigen Tag gehört die Losung der Herrnhuter Brüdergemeine in Jesaja 40,10:
„Siehe, der Herr, der Ewige, mächtig will Er kommen, und Sein Arm herrscht für Ihn. Siehe Sein (Gottes) Lohn ist mit ihm (mit Seinem Arm) und Sein (Gottes) Tun vor ihm (vor Seinem Arm)“. <Eigenübersetzung; die in runden Klammern gesetzten Worte stammen von mir und sind Auslegung. Der zweite Teil der Tageslosung gehört nach dem Losungsbüchlein gar nicht zu dieser.*>

 

 

Ich erwähne diese Losung, weil ich bei deren Erfassung und Übersetzung, ein Donnergrollen hörte. Dies ist insofern sehr speziell, als heute ein starker Wüstenwind weht (Chamsin). Der Chamsin ist trocken und die Temperaturen kletterten über 30 °; also kein Anlass für ein Gewitter. Für mich ist dieses Donnergrollen „Gottes Stimme“. Diese stimmt mich im Nachhinein bei der Bearbeitung (es ist jetzt 5 Minuten vor Mitternacht) ganz ehrfürchtig. Könnte es sein, dass mich Gott als Seinen „Arm“ gebrauchen will?

 

 

* Ich hatte kürzlich einen Mailwechsel mit der Redaktion des Losungsbüchleins der Herrnhuter Brüdergemeine. Ich hatte die Frage gestellt, warum, wenn das Wort Israel im Text erscheint, dieses ausgelassen werde. Ob allenfalls die so genannte „Ersatztheologie“ mit im Spiel sei. Hier die erhaltene Antwort:

 

„Sie fragen nach „Auslassungen“ beim Zitieren alttestamentlicher Texte im Losungsbuch. Die Losungen wollen Tagesparolen sein, die durch die Tage begleiten. Das können sie nur, wenn sie kurz sind. Deshalb greifen wir gelegentlich redaktionell in den Wortlaut ein und lassen Teile aus.

 


Dies geschieht aber nur da, wo der Inhalt der Texte nicht verändert wird. Was den Gottesnamen betrifft, so bleibt der Hinweis auf den Gott Israels stehen, wenn der Vers eine Aussage enthält, die zuerst oder ausschließlich Gottes auserwähltes Volk meint. Ist die Aussage jedoch allgemeingültig, das heißt, sie gilt den Christen auch, dann kann für die Losungen der Hinweis wegfallen, so meinen wir.

 

 

Was Sie mit „Ersatztheologie“ meinen, verstehe ich nicht. Selbstverständlich gilt unsere Hochachtung dem von Gott erwählten Volk Israel, denn Gott steht zu seiner Erwählung und liebt sein Volk wie eh und je. Das Heil ist bei den Mitgliedern seines Volkes. Darum erübrigt sich jedes Denken an eine Mission.

 

 

Als Christen wissen wir uns – seit Jesus Christus – aber zugehörig zu Gottes Volk. Das Alte Testament lesen auch wir als Heilige Schrift. Damit nehmen wir den gläubigen Juden nichts.“

 

 

Zur „Ersatztheologie“ gibt es eine ausgezeichnete Lehrschrift einer freikirchlichen Gemeinde in Pirmasens. Ich hatte diese Schrift im Internet gefunden und der Redaktion zugestellt. Was lehrt die Ersatztheologie?

 

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